Noch sind die Grabdenkmale verhüllt, ab September können sie besichtigt werden. Die Inschriften erzählen Schicksale. Drei Brüder etwa starben innerhalb von zwei Jahren.
Freiberg. Die Stadt Freiberg hat wertvolle Zeitzeugen der Geschichte zurück. Die mehr als 20 Grabdenkmale, einst von der Adelsfamilie von Schönberg zusammengetragen, hängen wieder im Kreuzgang des Doms. Noch sind sie verhüllt, ab September können sie besichtigt werden. Im Mai soll es bereits einen Tag des offenen Kreuzgangs geben.
Dank der jetzt wieder gut sichtbaren Inschrift beginnen die Steine wieder Geschichten zu erzählen. Steinrestauratorin Birgit Mühler hat gestern noch am ältesten Epitaph die letzte Retusche aufgebracht. Entstanden war es um 1570 für Elisabeth und Caspar von Schönberg. Ursprünglich für die Kirche Sayda geschaffen, wurde das Epitaph bei einem Brand des Gotteshauses 1842 schwer geschädigt. "Die rote Farbe beweist, dass durch das Feuer 800 Grad Celsius geherrscht haben müssen", sagt die Restauratorin. 1869 gelangte das Denkmal nach Purschenstein, 1890 in den Kreuzgang.
Aus dieser Zeit stammt auch ein Zettel, der in einer Bierflasche hinter dem Epitaph gefunden wurde. Verewigt haben sich darauf Baumeister und Maurer, die an der damaligen Restaurierung des Kreuzgangs beteiligt waren. "So paradox es klingt, jeder versuchte Erhalt und Umzug des Epitaphs hat ihm geschadet", erklärt Birgit Mühler. Elf, zwölf Einzelteile fügte sie in den vergangenen eineinhalb Jahren zusammen, einiges ergänzte sie. Konrad Heinze vom Kirchenvorstand spricht von einem Trümmerhaufen, der jetzt wieder ein Ganzes sei. Die alte Substanz soll erkennbar bleiben.
Vier der Epitaphe wurden, dank Unterstützung durch die ostdeutsche Sparkassenstiftung und die Sparkasse Mittelsachsen, umfassend restauriert. Schicksale lassen alle Steine erahnen, etwa auch jene drei, die aus der Kirche in Maxen bei Pirna stammen und die Grit Stamm-Lange aus Kaufungen aufgearbeitet hat. Auf einem etwa wird der Tod dreier Söhne des Caspar Abraham von Schönberg beschrieben. "Den Schmerz der Eltern können wir heute noch nachvollziehen", erklärt Kirchenvorstand Heinze.
Zur Neugestaltung des Kreuzgangs gehörte auch, dass alle Grabplatten nicht mehr direkt an der Wand befestigt sind. Gleichmäßige Temperierung und Luftzirkulation beugen künftig aufsteigender Feuchtigkeit und Salzen vor, die der wertvollen Sammlung zugesetzt hatten. Aus 14 Orten, die einst Besitztümer oder Wirkungsorte derer von Schönberg waren, kamen die Platten nach Freiberg.
Instand gesetzt wurden dank der Mittel von Bund, Land, Kirchenvorstand und anderen Spendern auch die Kreuzgewölbe. Ein romanisches Taufbecken wird derzeit in Holzhau restauriert. Insgesamt kostet der im September zu Ende gehende erste Bauabschnitt der Sanierung des Kreuzgangs 1,3 Millionen Euro. Ein zweiter Abschnitt soll folgen.
zit.: Fleischer, G.- In: Freie Presse, Ausgabe v. 16.05.2014