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Sanierung Domkreuzgang

geschrieben von Rüdiger Wirth 
Sanierung Domkreuzgang
05. März 2014 19:59
Jede Grabplatte erzählt ihre Geschichte

Vier der 22 Epitaphe aus dem Kreuzgang des Freiberger Doms werden restauriert - drei davon in Kaufungen. Für alle reicht das Geld nicht.

Freiberg/Kaufungen. Auch kurz vor dem Ende der Arbeiten ist Grit Stamm-Lange noch begeistert. Die 43-Jährige aus Kaufungen hat drei der 22 Grabplatten aus dem Kreuzgang des Freiberger Doms restauriert. Das älteste ist Hans Heinrich von Schönberg gewidmet und 1684 entstanden. Besonders an ihrer Arbeit ist für die Absolventin des Studiengangs Restaurierung an der Hochschule für Bildende Künste Dresden die Farbretusche: "Durch Steinentsalzung sowie Reinigung und Konservierung der Farbfassung kommen die zum großen Teil noch vorhandenen Farben wieder sehr schön zur Geltung." Fehlstellen in der Farbfassung hat die Restauratorin mit Tempera-Farbe retuschiert. Versalzung und Verluste durch ungünstige Umgebungsbedingungen sind das Schicksal, was die drei Grabplatten mit vielen anderen der steinernen und hölzernen Zeitzeugen, die alle ihre eigene Geschichte erzählen, in Kirchen teilen.
"Durch die angegriffene Substanz lockert sich die Farbfassung nicht nur, sie geht zum Teil verloren", erklärt Stamm-Lange. Auch Steinoberflächen platzen aus. An den jetzt in Kaufungen restaurierten Epitaphen werden die nach Information der Restauratorin aber nicht erneuert, sondern lediglich mit speziellen Mörtel ergänzt und gesichert. Das spart nicht nur Geld, sondern macht gleichzeitig deutlich, dass es Denkmale aus früheren Jahrhunderten sind. Ein weiteres Epitaph wird nach Informationen von Konrad Heinze von der Domgemeinde in Trebsen restauriert: "Eine große Herausforderung, da es nur noch aus Bruchstücken bestand."

Heinze würde sich freuen, wenn noch mehr Grabplatten restauriert werden könnten. Dafür aber reicht das Geld nicht, sodass noch ab diesem Monat alle Epitaphe - ob restauriert oder nicht - im Kreuzgang aufgestellt werden. "Allerdings werden die Grabplatten, von denen die älteste aus dem Jahr 1480 aus Neukirchen stammt, keinen Kontakt mehr zum Boden haben, was die Hinterlüftung erschwert hat", erklärt Heinze. Die Platten würden dafür frei stehend auf Edelstahlankern vor der Wand befestigt. Künftig werde auch ein verbessertes Raumklima Feuchtigkeit zurückdrängen.

Im Laufe des Jahres wird die Ahnengalerie, die die Familie von Schönberg schuf, wieder komplett sein. Die zum Teil mit geharnischten Herren, betend oder mit der Hand am Degen, gestalteten Platten stammen aus verschiedenen Kirchen des weit verzweigten Adelsgeschlechtes, so aus Stollberg, Oederan, Neuhausen, Niederfrohna, Maxen und Dittmannsdorf. Alle zeigen Inschriften, die auf die Verstorbenen hinweisen. "Bei einem der Herren scheint das Geld knapp geworden zu sein, denn die rahmende Inschrift ist eingemeißelt, nur sein Sterbedatum ist farbig ergänzt", so Heinze. Geld ist auch das Problem für viele in Mitleidenschaft gezogene Grabplatten. Michael Kirsten, Abteilungsleiter im Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, weiß, wie viele der Epitaphe auf eine Restaurierung warten. Gelder aus der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, von Bund, Land und wie beim Kreuzgang in Freiberg von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung reichen nicht aus.

Am 7. September soll der erste Bauabschnitt des Kreuzgangs übergeben werden.

zit.: Fleischer, G.- In: Freie Presse. Ausgabe vom 09.01.2014
Kreuzgang hat seinen Schmuck wieder
19. Mai 2014 18:42
Noch sind die Grabdenkmale verhüllt, ab September können sie besichtigt werden. Die Inschriften erzählen Schicksale. Drei Brüder etwa starben innerhalb von zwei Jahren.

Freiberg. Die Stadt Freiberg hat wertvolle Zeitzeugen der Geschichte zurück. Die mehr als 20 Grabdenkmale, einst von der Adelsfamilie von Schönberg zusammengetragen, hängen wieder im Kreuzgang des Doms. Noch sind sie verhüllt, ab September können sie besichtigt werden. Im Mai soll es bereits einen Tag des offenen Kreuzgangs geben.

Dank der jetzt wieder gut sichtbaren Inschrift beginnen die Steine wieder Geschichten zu erzählen. Steinrestauratorin Birgit Mühler hat gestern noch am ältesten Epitaph die letzte Retusche aufgebracht. Entstanden war es um 1570 für Elisabeth und Caspar von Schönberg. Ursprünglich für die Kirche Sayda geschaffen, wurde das Epitaph bei einem Brand des Gotteshauses 1842 schwer geschädigt. "Die rote Farbe beweist, dass durch das Feuer 800 Grad Celsius geherrscht haben müssen", sagt die Restauratorin. 1869 gelangte das Denkmal nach Purschenstein, 1890 in den Kreuzgang.

Aus dieser Zeit stammt auch ein Zettel, der in einer Bierflasche hinter dem Epitaph gefunden wurde. Verewigt haben sich darauf Baumeister und Maurer, die an der damaligen Restaurierung des Kreuzgangs beteiligt waren. "So paradox es klingt, jeder versuchte Erhalt und Umzug des Epitaphs hat ihm geschadet", erklärt Birgit Mühler. Elf, zwölf Einzelteile fügte sie in den vergangenen eineinhalb Jahren zusammen, einiges ergänzte sie. Konrad Heinze vom Kirchenvorstand spricht von einem Trümmerhaufen, der jetzt wieder ein Ganzes sei. Die alte Substanz soll erkennbar bleiben.

Vier der Epitaphe wurden, dank Unterstützung durch die ostdeutsche Sparkassenstiftung und die Sparkasse Mittelsachsen, umfassend restauriert. Schicksale lassen alle Steine erahnen, etwa auch jene drei, die aus der Kirche in Maxen bei Pirna stammen und die Grit Stamm-Lange aus Kaufungen aufgearbeitet hat. Auf einem etwa wird der Tod dreier Söhne des Caspar Abraham von Schönberg beschrieben. "Den Schmerz der Eltern können wir heute noch nachvollziehen", erklärt Kirchenvorstand Heinze.

Zur Neugestaltung des Kreuzgangs gehörte auch, dass alle Grabplatten nicht mehr direkt an der Wand befestigt sind. Gleichmäßige Temperierung und Luftzirkulation beugen künftig aufsteigender Feuchtigkeit und Salzen vor, die der wertvollen Sammlung zugesetzt hatten. Aus 14 Orten, die einst Besitztümer oder Wirkungsorte derer von Schönberg waren, kamen die Platten nach Freiberg.

Instand gesetzt wurden dank der Mittel von Bund, Land, Kirchenvorstand und anderen Spendern auch die Kreuzgewölbe. Ein romanisches Taufbecken wird derzeit in Holzhau restauriert. Insgesamt kostet der im September zu Ende gehende erste Bauabschnitt der Sanierung des Kreuzgangs 1,3 Millionen Euro. Ein zweiter Abschnitt soll folgen.

zit.: Fleischer, G.- In: Freie Presse, Ausgabe v. 16.05.2014
Re: Kreuzgang hat seinen Schmuck wieder
10. September 2014 08:51
Grabplatten im Kreuzgang des Freiberger Doms erzählen wieder Geschichten
Der erste Bauabschnitt bei der Sanierung des Kreuzgangs im Freiberger Dom ist beendet. Gestern stellte Konrad Heinze vom Kirchenvorstand Vertretern der Sparkassenstiftungen und der Stadt restaurierte Grabplatten und das in ursprünglichen Farbfassungen wiederentstandene Rippengewölbe vor. Kommenden Sonntag wird das historische Kleinod mit einem Festgottesdienst Dom- gemeinde und Öffentlichkeit übergeben. "Klänge des Himmels" heißt es 17 Uhr bei einem Benefizkonzert mit den Nachbauten der Engelsinstrumente von 1594 aus der Begräbniskapelle des Doms. Am 14. September ist der Kreuzgang zum Tag des offenen Denkmals von 14 bis 17 Uhr geöffnet. 1,1 Millionen Euro sind von Bund, Land, Stadt, Landeskirche und Domgemeinde in die Instandsetzung geflossen. Dank Sparkassenstiftungen sowie Stiftungen der Familie von Schönberg wurde die Restaurierung von vier Grabplatten möglich. Albrecht von Schönberg (r.) und seine Verwandten unterstützten die Restaurierung der Schönbergschen Begräbniskapelle mit den Grabplatten seines Vorfahren Abraham von Schönberg und seiner Familie. Die mehr als 20 Grabdenkmale, einst von der Adelsfamilie von Schönberg zusammengetragen, hängen wieder unverhüllt im Kreuzgang des Doms. Dank der gut sichtbaren Inschrift beginnen die Steine wieder Geschichten zu erzählen. (gfl)

Quelle: Freie Presse. Ausgabe vom 02.09.2014
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