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Neues zu Orgelbaumeister G. Silbermann

geschrieben von Rüdiger Wirth 
Neues zu Orgelbaumeister G. Silbermann
28. Januar 2016 20:17
Neuer Fund: Silbermann war gelernter Buchbinder

Ein Dokument aus dem Besitz der Buch- binderinnung belegt die Ausbildung des Orgelbauers. Es soll nun näher ausgewertet werden.

Über das Leben des berühmten Orgelbauers Gottfried Silbermann ist viel bekannt. Dennoch gab es gestern im Freiberger Ratsarchiv eine Überraschung. Denn aus historischen Dokumenten der Buchbinderinnung Freiberg geht hervor, dass Silbermann vor seiner Laufbahn als Orgelbauer einen anderen Berufsweg einschlug: Er war als Buchbindergeselle tätig und schloss seine Ausbildung auch erfolgreich ab.

Im Jahr 1697 ist Silbermann in Freiberg am 2. August als Geselle losgesprochen worden - so steht es zumindest in dem historischen Papier, das Buchbindermeister Günter Seidler gestern gemeinsam mit Stadtarchivarin Ines Lorenz vorstellte. Warum Silbermann danach nicht weiter als Buchbinder tätig war, ist nicht bekannt.

Stadtarchivarin Ines Lorenz zeigte sich überrascht von dem Fund, der der Forschung nicht bekannt war. Man werde die Dokumente nun auswerten, kündigte sie an. Buchbindermeister Günter Seidler wusste nach eigenen Angaben seit 50 Jahren von Silbermanns Buchbinderlehre, hatte aber lieber geschwiegen. Er habe befürchtet, dass er ansonsten aufgrund der wissenschaftlichen Anfragen nicht mehr zum Arbeiten kommen würde.

Der Autor Ludwig Mooser hatte bereits im Jahr 1861 von einer angeblichen Buchbinderausbildung Silbermanns in seinem Buch "Das Brüderpaar die Orgelbaumeister Andreas und Gottfried Silbermann" geschrieben - ohne Quellen zu nennen. Demzufolge sollte Silbermann zunächst bei einem Spielwarenfabrikaten in Seiffen in die Lehre gehen, was aber an seinem Temperament scheiterte. Daraufhin habe Silbermanns Vater verfügt, dass sein Sohn Buchbinder werde. "Der 17-jährige junge Mensch musste sich in den Willen seines Vaters fügen und schon am folgenden Tag saß er in der Werkstatt seines stillen Lehrmeisters am rundbauchigen Kleistertopfe", schreibt Mooser. "Der einförmige, friedliche Beruf befriedigte aber den munteren Burschen sehr wenig. Daher verfiel er in seinen Freistunden auf allerhand leichtfertige Streiche und seine lebhafte Phantasie trieb ihn zu manchen Dingen ..." Dass Silbermann die Ausbildung abgeschlossen hat, erwähnt Mooser nicht.

Das Dokument über Silbermanns Lossprechung ist nicht das einzige, das Günter Seidler dem Ratsarchiv schenkte. Auch andere historische Papiere übergab er gestern der Stadtverwaltung. Nun ist der komplette Bestand der Buchbinderinnung Freiberg im Stadtarchiv. Im Jahr 1958 war ein erster Teil in den Besitz der Stadt übergegangen.

zit: Freie Presse- Ausgabe vom 20.01.2016
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